Anzeige

Ein Saurier gegen die Wagenknechte: Kleine Tipps vom Universum (Kolumne FN März 2023)

Kolumne "Das letzte Wort"
Arnd Rühlmann

Die letzten Tage des Februars waren besonders widerlich.
Ich hatte auf Twitter versehentlich einen 5minütigen Ausschnitt von Söders Aschermittwochsrede gesehen, was zur Folge hatte, dass ich erst 48 Stunden später wieder feste Nahrung bei mir behalten konnte.

In allen Medien betrieb das Putin-Propaganda-Püppchen Sahra Wagenknecht perfide Täter-Opfer-Umkehr unter dem ziemlich durchsichtigen Deckmäntelchen eines „Friedens-Manifests“. Unterstützt wurde sie von einer Greisin, die im vergangenen Jahrtausend mal die Galionsfigur des deutschen Feminismus war, in der jüngeren Vergangenheit hingegen eher durch ihre Trans-Identität auffällt: Auch als ehemalige Frauenrechtlerin kann man ein alter, weißer Mann werden.
Zu ihrer sogenannten Friedens-Demo luden die beiden öffentlich und explizit auch nationalistische Parteien ein, und schließlich standen in Berlin tatsächlich ganz friedlich Linke und AfDler:innen Hand in Hand, fröhlich russische Flaggen schwenkend; und so musste man die von Politolog:innen so lange bestrittene „Hufeisen-Theorie“ doch als bittere Wahrheit hinnehmen: Die Äußere Linke und Rechte sind tatsächlich gleich dämlich.

Draußen herrschte ausgesprochen scheußliches Schmuddelwetter, und ich hatte außerdem kaum Schlaf gefunden, aus Sorge, wegen der Sperrung der Kettenbrücke könne die Bamberger Innenstadt nun vollständig veröden. Entsprechend übellaunig drängelte ich mich durch die – immer noch überraschend gut frequentierte – Fußgängerzone.
Weil ich dringend ein Last-Minute-Geburtstagsgeschenk für einen Freund suchte, warf ich ein paar hektische Blicke in diverse Schaufenster und entdeckte einen ganz zauberhaften Plüsch-Dinosaurier, den ich sofort erstand. Zwar war mir völlig klar, dass dies ein absolut unpassendes Geschenk für den oben erwähnten Freund wäre, aber eines Tages würde sich schon jemand finden, dem ich damit eine Freude machen könnte.

Kurz darauf saß ich im Bus einem jungen Mann gegenüber, der mich sehr freundlich in einer fremden Sprache anredete, und mich erst mit Händen und Füßen, später dann (aufgrund meiner offensichtlichen Begriffsstutzigkeit) mithilfe einer Übersetzungs-App auf seinem Handy nach der richtigen Haltestelle fragte. Ich erfuhr, dass er am selben Tag aus der Ukraine gekommen war und zum Klinikum wollte, weil seine Tochter dort wegen einer Verletzung behandelt wurde. Kaum zwei Minuten später musste ich aussteigen, der Kuschel-Dino aber fuhr weiter im Bus mit einem jungen Mann, den ich nicht kannte, zu einem kleinen Mädchen, dessen Namen ich nicht wusste. Und das war schön so.

Ja, die Welt ist momentan oft richtig zum Kotzen. Aber manchmal gibt uns das Universum auch einen ganz kleinen Tipp, wie man sie wenigstens für einen ganz kurzen Augenblick ein ganz kleines bisschen netter machen kann. Immerhin.

Kolumne von Arnd Rühlmann

Zurück zum Seitenanfang