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Kleine Siege beim Biertrinken: Eine humorvolle Kolumne mit maximal 2500 Zeichen (Kolumne FN Februar 2023)

Kolumne "Das letzte Wort"
Arnd Rühlmann

„Bisher unterschied Schöpfungskraft Menschen von Maschinen. Neue KI-Software torpediert solche Denkmuster. Lässt sich der Musenkuss durch die richtigen Codes ersetzen?“ So fragt der Tagesspiegel. Und die NZZ titelt gar: „Ist das Prinzip der Autorschaft am Ende?“
Seit Wochen erzählen mir Freund:innen und Bekannte von „ChatGTP“ und schwärmen, wie diese KI-App nicht nur in Sekundenschnelle wissenschaftliche Fragen beantwortet, sondern sogar fiktionale Prosatextekreieren kann.
Da ich mittlerweile über 50 bin, lasse ich mich von neuen technischen Entwicklungen schnell verunsichern. Ist meine Karriere als lustiger Lokalkolumnist in Gefahr?
Mit zitternden Fingern tippe ich meine Anweisung in das Eingabefenster des Chatbot:  Schreibe eine humorvolle Kolumne mit maximal 2500 Zeichen mit Bezug auf die Stadt Bamberg.
In rasantem Tempo flackern Buchstaben auf meinem Bildschirm auf.

„Die Stadt Bamberg ist wie ein gutes Bier – voller Geschmack und Tradition. Leider, wie bei manchem Bier, gibt es auch in Bamberg einige politische „Aufschäumer“ die es schaffen, alles durcheinander zu bringen. Aber keine Sorge, wir Bamberger sind hart im Nehmen und lassen uns von solchen „Störfaktoren“ nicht unterkriegen. Wie beim Bier trinken, nehmen wir auch in der Politik immer einen Schritt nach dem anderen und genießen die kleinen Siege.
Apropos Bier: Kürzlich hat unser Bürgermeister angekündigt, dass es in der Innenstadt bald mehr Fahrradschlauchautomaten geben wird. Eine großartige Idee, denn wer möchte schon mit einem platten Reifen in der Stadt herumfahren müssen, wenn man doch stattdessen ein kühles Bier genießen kann?
Es gibt auch einige politische Entscheidungen, die manchmal so verwirrend sind wie ein Sudokupuzzle. Aber keine Angst, wir Bamberger sind Meister des Puzzles. Wir haben schon so viele historische Gebäude und Biergärten erhalten, da werden wir auch diese politischen Herausforderungen meistern.
In Bamberg gibt es so viele großartige Dinge zu entdecken, wie zum Beispiel die imposanten Bauten, die historischen Gassen und natürlich das berühmte Bier. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam auch die politischen Herausforderungen meistern werden. Prost!“

Okay, ein bisschen kurz. Und das mit den Fahrradschläuchen habe ich nicht verstanden. Aber sehr lebensbejahend. Theoretisch könnte das eine Wahlkampfrede jedes x-beliebigen CSU-Politikers sein. (Schließlich wird auch nicht gegendert.) Den Bierbezug wird das Publikum lieben! Ich bin mir auch ganz sicher, es gibt Bamberger Printerzeugnisse, in denen ich solche Texte schon gelesen habe. Möglicherweise sogar schlechtere.
Und nun sitze ich zuhause, knabbere an den Fingernägeln, hoffe, bange und murmle vor mich hin: Bitte, liebe Leser:innen, erkennt einen Unterschied. Bitte, ihr Lieben, bitte!

Kolumne von Arnd Rühlmann

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