Veranstaltungstipps
Er ist Schauspieler, Bandleader, Sänger, Regisseur, Kabarettist und Moderator, Parodist, Entertainer – und er hatte als erster farbiger Künstler seine eigene Show im deutschen Fernsehen: Ron Williams (83), ein Tausendsassa und Multitalent. Der Wahlmünchner, der als US-Militärpolizist 1961 nach Stuttgart kam, gastiert am Sonntag, 9. November, um 19 Uhr im Kulturboden mit einem ganz besonderen Programm: Er stellt das Leben, Lebenswerk und Hits von Harry Belafonte vor, den er persönlich noch traf und mit dem ihn viel verbindet, wie er in einem Gespräch mit diesem Medium verriet. Und dabei wird er den „King of Calypso“ in all seinen Facetten präsentieren und auch aus dessen Hits schöpfen wie „Matilda“, „Mary’s Boy Child“, „Island in the Sun“, „Cocoanut Woman“, „Cotton Fields“, „Angelina“, „La Bamba“ oder „Banana Boat Song“ und vielleicht auch den immer noch aktuellen Anti-Kriegs-Song „Come Away Melinda“ von 1963, der später von Bands wie Uriah Heep, UFO, Mamas & Papas oder John Miles, gecovert wurde.
Wir erreichen Williams am Telefon in seiner Münchner Wohnung. Kaum dass er sich gemeldet hat und die erste Frage gestellt wurde, sprudelt es aus ihm heraus. Ein Mann mit Geschichte, besten Kontakten (Willy Brandt, Dieter Hildebrandt, Didi Hallervorden, Kurt Beck u.v.a.m.), ein Zeitzeuge, der viel zu erzählen hat und dem bereits 2004 vom Bundespräsidenten Horst Köhler das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen wurde.
Frage: Ron, Du Tassendsassa, gibt es eigentlich etwas, was Du nicht kannst?
Ron Williams: Naja, die Frage schmeichelt mir. Zum Mond bin ich noch nicht geflogen (lacht!) und ein Orchester habe ich auch noch nicht dirigiert, weil ich das nicht kann. Ansonsten hatte ich viel Glück in meinem Leben mit allem, was ich angefangen habe. Schon als ich 1961 als GI nach Deutschland kam, habe ich immer wieder wichtige und die richtigen Leute getroffen, während andere aus ihren Kasernen gar nicht rauskamen. Ich hätte aber als Soldat nicht gedacht, dass ich so lange bleiben würde. Es hat sich gelohnt. Ich habe eine neue Heimat gefunden.
Fühlst Du Dich als deutscher Amerikaner oder als amerikanischer Deutscher?
RW: Ich bin ein Ami, der in Deutschland lebt und nun im dritten Anlauf bei der Ausländerbehörde den deutschen Pass bekam, weil ich wegen der furchtbaren Politik, die Präsident Trump macht, endgültig Deutscher werden wollte. Schon in der Schule war Deutschland immer mein Vorbild-Land, hatte ein Faible nicht für Abraham Lincoln, sondern den preußischen Soldatenkönig Friedrich den Großen. Als einziger in meiner Klasse habe ich einen Aufsatz über Deutschland geschrieben.
Als Soldat habe ich Adenauer erlebt, Willy Brandt kennengelernt. Als Nelson Mandela Deutschland besuchte, hatte mich Willy dazu eingeladen. Und so kam ich in ein Fahrwasser, wozu andere Soldaten-Kollegen nie die Chance hatten. Ich traf auf Udo Jürgens, Gert Fröbe, Bill Ramsey, Willy Reichert. Und so landete ich schließlich in München, obwohl ich noch Schwäbisch schwätzen kann, und beim Kabarett. Ich habe Dieter Hildebrandt und alle die Jungs gekannt und sehe uns heute noch bei Bier und Schnaps zusammensitzen, wie wir über den Vietnam-Krieg diskutierten. Das war für mich eine aufregende Zeit als Benjamin aus Kalifornien. Also ich sehe mich als Deutsch-Amerikaner, der seinen Kindern aber immer wieder vorschwärmt, dass hier das wirkliche Musterland einer Demokratie existiert, mit einer wunderbaren Verfassung.
Was verbindet Dich mit Harry Belafonte?
RW: Da gibt es die äußere Ähnlichkeit – zu 50 Prozent schwarz und zu 50 Prozent weiß. Wir sind beide so eine Art Brücken-Nigro, die auch das weiße Publikum erreichten. Dann haben wir beide jamaikanische Vorfahren, was bei mir lange ein Geheimnis war, denn eigentlich müsste ich Clarke heißen, weil mein leiblicher Vater Henry Clarke hieß, den ich aber nie kennengelernt habe. Mein Onkel und Ziehvater war der Gesangslehrer von Harry Belafonte in New York. Und dann gibt es natürlich auch die gemeinsame politische und gesellschaftliche Haltung, die sich gegen Ungerechtigkeit und Unwahrheit richtet. Ohne Harry Belafonte hätte es Martin Luther King nie zu seiner Bekanntheit geschafft. Er hat ihn entdeckt, finanziert und gepusht und mit Unterstützern wie Paul Newman und Marlon Brando zusammengebracht. Harry ist ein Gigant und er hat auch prophezeit, was passiert, wenn Donald Trump als Präsident an die Macht kommt. Er hat Recht behalten. Leider Gottes.
Gibt es in Deinem Programm trotz solch ernster Überlegungen etwas zum Lachen?
RW: Natürlich wird das ein kurzweiliger Abend, bei dem alle auch ihren Spaß haben. Ich werde viel von Harry Belafonte erzählen und auch so manche lustige Anekdote. Und natürlich gibt es auch viel Musik mit dem Jörg Seidel Swing Trio, mit dem ich seit vielen Jahren zusammenarbeite. Ich bin Entertainer und natürlich wird das Publikum unterhalten und so soll es auch bleiben.
Text von Ralf Kestel
Karten gibt es im Vorverkauf unter www.kartenkiosk-bamberg.de (auch zum Selbstausdruck) sowie vormittags im Kartenkiosk in der Brose Arena in Bamberg (Tel. 0951-23837