Anzeige

Hexen, Höfe, Hymnen! Lalalalala lalalala (Kolumne FN August 2025)

Kolumne "Das letzte Wort"
Arnd Rühlmann

Puh, Sommerloch!
In der jährlich heißer brutzelnden Augustsonne schmelzen die Gehirnzellen langsam aber stetig dahin, und das Kolumnenschreiben erscheint als unnötig schweißtreibende, völlig verzichtbare Kopfarbeit. Urlaub möchte man machen, irgendwo wo es angenehm schattig ist und so freundliche wie auch dem Auge gefällige Bedienstete beflissen eisgekühlte Getränke reichen. Aber nein, Satiren muss man schreiben, möglichst leicht, luftig und witzig, damit die paar in der Heimat verbliebenen Leser:innen im Hainbad was zu schmunzeln haben, wenn sie mit sonnencremeverschmierten Händen die letzte Seite dieses Magazins aufschlagen.

Aber worüber soll man sich denn lustig machen?
Über unseren Erzbischof etwa, der Bamberg endlich mal wieder deutschlandweit in die Schlagzeilen brachte, weil er in seiner Predigt gegen die umstrittene Kandidatin für das Verfassungsgericht Frauke Brosius-Gersdorf gewettert hatte? Durch die Nominierung der in Unionskreisen zur linksradikalen Kinderfresserin hochhysterisierten Juristin tue sich ein „Abgrund der Intoleranz und Menschenverachtung“ auf, donnerte Gössl, nur um ein paar Tage später kleinlaut zurückzurudern, er sei da wohl „falsch informiert“ gewesen. Aber ich will unserem Erdbeerschorsch keine böse Verleumdungsabsicht unterstellen. Vielleicht war es nur ein ungeschickter Versuch, sich bei der Traumstadtbevölkerung beliebt zu machen, schließlich sind Hexenverfolgungen sozusagen so etwas wie eine hiesige Tradition.

Oder über den frisch eingeweihten Kulturhof auf dem Lagarde-Gelände, der „dynamischsten Baustelle Bambergs“ (OB-Ton Andi Starke), auf dem es weder öffentliche Toiletten noch schattenspendende Bäume gibt? Und wenn man ehrlich ist, ist da auch eigentlich bloß ein „Hof“, die „Kultur“ besteht erstmal nur aus sehr vagen Visionen von Veranstaltungen mit viertausend Besucher:innen oder von zukünftigen Anwohner:innen selbst organisierten Filmabenden oder so. (Soweit das, was unsere Kulturreferentin Siebenhaar laut FT „vor ihrem geistigen Auge sieht.“)

Doch da – Heureka! Eilmeldung: Zur diesjährigen 75. Sandkerwa gibt es eine eigene Hymne, zu der eine Bamberger Mittelschullehrerin „vom Auftritt von Lady Gaga bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris“ inspiriert wurde. Geschmettert wird sie von „The-Voice“-Stimme Egon Herrnleben, die Melodie klingt wie alle Ballermann-Hits gleichzeitig und der Text geht so: „Wenn das Lisala Geburtstag hat und alle Wimpeln weh’n. Die Sandkerwa ist voll am Start. Was könnt‘ es Schönners geb’n? Lalalalala lalalala – Lasst uns alle feiern, was könnt es Schönners geb’n?“
Nix Schönners könnte es geben, vor allem nix schönners als dieses Lied!
Bamberg, du alte Ulknudel, du hast es einfach drauf! Da können wir Satiriker ruhig getrost mal Ferien machen, zum Lachen gibt es hier auf jeden Fall genug.

Arnd Rühlmann

Zurück zum Seitenanfang