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Deppen von Boomer bis Beta: Krieg der Generationen (Kolumne FN Mai 2025)

Kolumne "Das letzte Wort"
Arnd Rühlmann

Meine Generation war die erste, die einen wirklich schicken Namen hatte. Bis dahin hatte man sich hierzulande darauf beschränkt, die Geborenen in Vorkriegs- und Nachkriegs- einzuteilen, was man schwerlich sexy finden kann. Doch dann schrieb der kanadische Autor Douglas Coupland 1991 einen vielbeachteten Gesellschaftsroman, und wir wussten: Wir zwischen 1965 und 1980 auf die Welt gekommenen gehören zur „Generation X“.

Nach uns kam die Generation Y, auch „Millenials“ genannt, die – weil sie mit der digitalen Welt aufgewachsen sind – sich angeblich am allerbesten mit Computern und dem Internet auskennen.
Ab 1995 erblickte dann die Generation Z das Licht der Welt, die plötzlich gendern wollte und unvorstellbarerweise anzweifelte, ob die 40-Stunden-Woche zum Mindestlohn tatsächlich einen erstrebenswerter Lebensinhalt darstellt, weshalb sie schnell in den Ruf kam verzogen, verweichlicht und arbeitsscheu zu sein. „Die Generation Z ist verloren“ stand dieser Tage im FOCUS.

Dass auch die Altersklasse vor uns einen Namen hat, nämlich „Baby-Boomer“ wussten viele erst, als sich der Begriff bei jüngeren Leuten als Schimpfwort durchsetzte, mit dem man jede im Ansatz konservative Meinung dünkelhaft als altbacken und zurückgeblieben abtun konnte: „Okay, Boomer.“

Die nächste Generation wird gerade flügge, die „Alphas“ gelten allerdings als unkreativ und verantwortungslos; und die ab heuer brandneu unter dem War(e)nzeichen „Beta“ ins Leben geworfenen Babies werden schon vorverurteilt, bevor sie noch abgestillt sind, so trug ein Artikel im STERN kürzlich den Titel: „Deshalb wird die nächste Generation noch ‚lebensunfähiger‘ sein als die aktuelle.“

Meine, die Generation X, duckt sich gerne nonchalant weg, wenn Boomer und Gen Z – A sich  auf allen Medien lautstark streiten, wer denn am meisten Schuld am zweifelsfrei heruntergekommenen Zustand der Welt hat. Dabei glaube ich, dass wir es eigentlich am meisten verbockt haben.
Ich erinnere mich zumindest, dass wir schon in der Schule über den Klimawandel durch Umweltverschmutzung oder auch leere Rentenkassen wegen der umgekehrten Alterspyramide gesprochen haben. Hat aber scheinbar nichts genützt. Oder vielleicht dachten wir, unser Soll wäre mit dem heroischen Akt, Ende der 80er auf Haarspray ohne FCKW umzusteigen, um die Ozonschicht zu retten, schon erfüllt.

Aber sei’s drum. Worauf ich eigentlich hinauswill ist doch: Wäre es nicht sinnvoller, in diesen schwierigen Zeiten würden wir einander zuhören und von unterschiedlichen Erfahrungen profitieren, anstatt uns gegenseitig in einem Generations-Grabenkrieg mundtot zu schießen?
Der Schriftsteller Roy T. Bennett sagte: „In Zeiten der Krise suchen die Weisen nach Lösungen, die Narren geben anderen die Schuld.“ Bzw. finde ich ja, am Ende ist halt doch jede Generation so doof, wie sie von der vorherigen erzogen wurde.

Arnd Rühlmann

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