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Angst unterm Regenbogen: Ernst gemeinte Vorwürfe (Kolumne FN Juli 2023)

Kolumne "Das letzte Wort"
Arnd Rühlmann

Auf dem CDU-Grundsatzkonvent im Juni hielt die ehemalige Eisraserin Claudia Pechstein (in Polizeiuniform) eine auffällig rechtspopulistische Rede, in der es eigentlich um Sport und Vereine gehen sollte, und in der sie stattdessen eine Menge rassistischen, LGBTIQ-feindlichen und sonstigen menschenverachtenden Unsinn von sich gab, als hätte sie den Vortrag aus alten Facebook-Beiträgen des CSU-Ortsverbands Wunderburg zusammengeschrieben.

Nun wurde ja laut Gerichtsurteil von 2017 der Sendung „extra3“ gestattet, die AfD-Chefin Alice Weidel als „Nazi-Schlampe“ zu bezeichnen, weil das satirisch gemeint war. Daraus folgere ich, dass es auf keinen Fall legal wäre, würde ich Claudia Pechstein als „Fascho-Bullette“ bezeichnen. Weil ich das ernst meinen würde. Also lasse ich es lieber. Außerdem sind ja Beleidigungen kein sinnvoller politischer Diskurs. Sagt mein Redakteur, und da hat er recht.

Friedrich Merz, den ich aus oben genannten Gründen niemals „Unions-Blofeld“ nennen würde, fand ihren Auftritt übrigens erwartungsgemäß „brillant“.
Ins gleiche Hasshorn bläst auch Ex-Minister Jens Spahn, dessen größter Beitrag zur Gleichstellung der ist, dass er mal jemanden angezeigt hat, der ihn öffentlich als „schwule Sau“ beschimpfte. Er geht sogar so weit, der Regierung vorzuwerfen, dass sie u.a. mit dem Selbstbestimmungsgesetz, das trans* Menschen mehr Rechte einräumt, „den gesellschaftlichen Frieden gefährdet.“
Und auch unser Bamberger Madla, die Dorothee Bär, hetzt geifernd gegen dieses Gesetz und tut, als ginge es nicht um mehr Gleichberechtigung, sondern als wollte eine queere Mafia die traditionellen Mutti-Vati-Familien ins Elend stürzen, um die Homo-Weltherrschaft an sich zu reißen.

Überblendung auf die Nachrichten: Zahlreiche Übergriffe, Körperverletzungen und sexuelle Belästigungen auf LGBTIQs nach den CSDs in Hannover und Karlsruhe heuer. In München kann eine Lesung für Kinder mit einer Drag Queen und einem Drag King aufgrund rechtsextremer Drohungen nur unter massivem Polizeischutz stattfinden.
2022 wurde der trans* Mann Malte nach der Pride Parade in Münster totgeschlagen. Und auch nach dem letzten Bamberger CSD wurden queere Mitbürger:innen beschimpft, attackiert und verletzt, von der Polizei zunächst achselzuckend als „Rangelei unter Betrunkenen“ abgetan.
Die Gewalt ist überall, auch hier bei uns.
Und verantwortlich sind die, die den Hass säen: Die Pechsteins, Spahns und Bärs, die Schwarzers, Buschmanns, von Storchs und wie sie alle heißen. Jede:r einzelne von ihnen trägt eine Mitschuld an der wachsenden Aggressivität gegen die Menschen unter der Regenbogenflagge! Und auch das meine ich nicht satirisch.

Jetzt im Juli ist unser CSD in Bamberg, und meine bunte, queere Familie zieht wieder stolz durch die Stadt. Bitte, passt ein bisschen mit auf sie auf. Sie ist in Gefahr.

Arnd Rühlmann

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