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Großes Theater im kleinen Theater: „nana theater“ begeistert mit Enigma-Drama

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Arnd Rühlmann (links) und Martin Habermeyer in "enigma" - Foto: Thomas Pregl

Der frenetische Applaus wollte nicht enden. Mit einer furiosen Inszenierung des Dramas „Enigma“ von Éric-Emmanuel Schmitt setzte das kleine „nana theater“ am Kaulberg das schauspielerische Ausrufezeichen dieses Jahres in Bamberg. Arnd Rühlmann und Martin Habermeyer zogen mit dem Ränkespiel um Liebe, Leidenschaft, Lust, Leid und Lügen von der ersten Sekunde an ihr Publikum in ihren Bann. Die verbale Schlacht zwischen einem Literatur-Nobelpreisträger und einem vermeintlich drittklassigen Lokaljournalisten begeisterte – und ließ kaum Zeit, einmal Luft zu holen.

Die beiden Protagonisten des Stückes können gegensätzlicher nicht sein. Der Literaturpapst Abel Znorko (Rühlmann) lebt einsam und von der Welt zurückgezogen auf einer Insel. Sein neuestes Machwerk, der Briefwechsel zwischen zwei sich Liebenden, ist literarisch ein großer Erfolg. Der schüchterne Provinzschreiberling Erik Larsen (Habermeyer) darf den großen Meister interviewen. Und der spielt seine Überlegenheit aus. Hochnäsig, egomanisch und beleidigend putzt er den Journalisten runter. Seine Wahrheiten sind die alleinigen Wahrheiten. Doch dann kommt es in dem packenden Drama zu überraschenden Wendungen. Schicht um Schicht der vermeintlichen Wahrheiten werden abgetragen, die Lügen demaskieren sich. Es kommt zu einem atemberaubenden Duell auf Augenhöhe. Und die Erkenntnis wächst: In der Liebe gibt es viele Wahrheiten, nicht nur die eine.

Rühlmann und Habermeyer spielen die beiden Protagonisten des Zweipersonen-Stückes in einem rasanten Tempo derart exzessiv und eindringlich, dass man meint, sie existierten real. Jedes Wort trifft, jede Gestik passt, jede Mimik unterstreicht den „Spielstand“ des hin- und herwogenden Gefechtes um Liebe und Glück. Der Versuch, das Phänomen Liebe zu enträtseln – eine schauspielerische Spitzenleistung. Ein überzeugendes, emotionales Theater. Eine Inszenierung, die bewegt, berührt, nachdenklich macht. Vielleicht sogar verunsichert. Ein Stück, das sicherlich Wirkung zeigt und lange nachhallen wird. Und ein Muss und Genuss nicht nur für nana-Enthusiast:innen.

Thomas Pregl

Weitere Aufführungen von „Enigma“ am 28.4., 3.5. und 4.5. im nana theater
Siehe auch www.https://clubkaulberg.jimdofree.com/spielplan/

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