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Glänzende Travestie-Show auf der Böhmerwiese: Hanuta überragte die Otto-Kirche

Aktuelles
Foto: Thomas Pregl

Was ist knusprig und versprüht auch noch spanisch-mexikanisches Temperament? Natürlich Hanuta Gonzales, Bambergs einzige Sex-Ikone auf international fränkischem Niveau. Bei ihrem ersten Auftritt nach monatelanger Coronapause auf dem „Kulturfestival Böhmerwiese“ waren die Lästereien der „Meise von Gaustadt“ gegen Lokalpromis, mürrische Busfahrer und fränkische Eigenheiten  spitzer als die Absätze ihrer silbernen Highheels. Und so sehr sich auch der Turm der Ottokirche hinter der Bühne gen Himmel streckte – an diesem Abend kam er nicht an die von Arnd Rühmann glänzend inszenierte Kunstfigur heran.

„Leck mich fett!“ heißt das aktuelles Programm des begnadeten Travestiekünstlers, das er an diesem Abend mit Liedern und Gags aus der „Brunzhummlblöda Blunzn“-Show und – passend zur Wirrologen-Zeit – mit dem kultverdächtigen Corona-Song „Der Attila und der Xaivier – die AXe des Blöden“ ergänzte. „Manch´ einem setzt der Applaus-Entzug zu – wie dem Attila Hildmann und dem Xaivier Naidoo.“

Ja, Corona verändert die Welt – auch die von Hanuta Gonzales. Drei Tage habe sie den Lockdown auf der Couch genossen, bekannte die trällernde Transe. Doch dann überschlugen sich die Katastrophen – die Putzfrau kam nicht mehr, der Keesmann-Bestand neigte sich dem Ende zu und bis auf den Kaviar im Kühlschrank gab es auch nichts mehr zu essen. „Da wirst schon blöd, manche werden blöder wie andere und die gehen dann auf die Straße und demonstrieren!“

Gut, dass man in solchen Zeiten noch die Geschichten und Sehnsüchte vor der Pandemie auf Lager hat. Hanuta sucht den XXL-Mann. Scharf, groß und lang muss er natürlich sein – wie ein Messer. Wofür ein so zartes Persönchen wie sie ein solches Instrument braucht, verschwieg die heiße Schnitte an diesem Spätsommerabend. Was bei ihren bier- und gewaltseeligen Touren durch Bambergs Event- und Disco-Szene vielleicht auch ganz gut ist. Auf der Wunderburg-Kerwa zieht einer die Blondine an den Haaren, die mit ihrem schönen Adonis tanzen will. Im „Romantica“ versucht sie vergebens, sich ein Pickelgesicht schön zu trinken. Und oft kommt es, wie es dann kommen muss: Hanuta wacht als Bierleiche mit einem sonderlichen Geschmack im Mund auf. Und dann stöhnt sie gequält: „Ich habe einen Brand wie ein Karpfen auf dem Land!“

Die „Meise von Gaustadt“ wäre aber nicht der schillernde Comedy-Vogel, wenn sie nicht auch über die Wohnungsnot, das traurige Schicksal von Gereuthern und „Neigeschlaaften“, den ÖPNV, Segway-Fahrern auf dem Domplatz ( „Easy Rider für Senioren“) oder über den „König vom Maxplatz“, Klaus Stieringer, musikalisch abzwitschern würde. „Er atmet Geschäftssinn pur – und nennt es dann Kultur!“

„Leck mich fett!“ – nach einem solchen Travestie-Feuerwerk, belohnt mit mehreren Zugaben, sind vermutlich viele Besucher mit einem verschmitzt-glücklichen Lächeln auf den Lippen nach Hause gegangen. Hanuta Gonzales – es kann nur eine geben…

Thomas Pregl

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