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„Best of Franken“ in der Vinothek Scharfenberg: Anna Lena, Evchen & Wilhelm II.

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Foto: Thomas Pregl

Auch wenn bis auf einen kleinen Hang am Michelsberg fast nichts mehr an die alte Weinkultur in Bamberg erinnert, so gibt es ihn doch – den guten Frankenwein. Daran erinnerte die Vinothek Scharfenberg jetzt mit einem „Wine Tasting – Best of Franken“ in ihrem Show- und Austellungsraum auf der Mittelbachstraße.

„Im Bier findest du Freiheit, im Wein findest du Weisheit und im Wasser findest du Bakterien.“ Gerade letztere führten in Bamberg dazu, dass Frauen hunderte Hausbrauereien in Bamberg betrieben – und mit dem produzierten Leichtbier die Gesundheit ihrer Liebsten schützten. Doch die Domstadt war nicht immer das El Dorado für Liebhaber des Gerstensafts, sondern vor allem auch Weinstadt.

Bei herbstlicher Kürbissuppe, Perlhuhnbrust in Pilzsoße und Schokoküchlein ließen sich die Wein-Seminaristen gut drei Stunden von Junior-Chef Marcel Scharfenberg augenzwinkernd und humorvoll unterrichten. Mit Schaudern auf der Zunge erinnerte dieser sich an die ersten Schlucke Frankenwein vor über 20 Jahren.  Das schlechte Niveau des damaligen Rebensaftes war aber nur eine Momentaufnahme.

Inzwischen – und das bewies der Abend eindrucksvoll – gibt es ausgezeichnete Weine im Frankenland. Zum Beispiel die Scheurebe vom Winzerhof Stahl in Auernhofen, herrlich salzig und aromatisch. Oder die „Anna Lena“ des Weingutes Brennfleck, ein ausgewogener Silvaner, benannt nach der Tochter des Hauses. Dazu konkurrierend der Würzburger Silvaner vom Weingut am Stein – mit dem Geschmack von frischen Kräutern, Apfel und einem Hauch von Birne. Scharfenberg: „Zwei identische Trauben – zweimal unterschiedlicher Geschmack!“
Doch Marcel Scharfenberg wäre nicht Marcel Scharfenberg, wenn er nur die Geschmacksnuancen „seiner“ Weine hervorheben würde. Denn in bester Entertainer-Manier präsentierte er auch historische Kuriositäten und die Lösung einer „Wer wird Millionär?“-Frage. So gibt es seit 1902 eine Sektsteuer, die Kaiser Wilhelm II. eingeführt hatte, um seine Kriegsflotte zu finanzieren. Aktuell liegt sie bei 1,02 Euro. Da fragt man sich dann doch ernsthaft, was da noch in einer Discounter-Sektpulle ist. Und wenn man den Fachbegriff für das Drahtgestell bei einer Champagnerflasche kennt, dann hätte man mit „Agraffe“ bei Günther Jauch ordentliches Geld abgeräumt.

Spannend auch das Experiment, mineralische Weine mal ohne und mal mit Zitrone und Salz im Essen zu probieren – der Geschmack ändert sich sofort. Scharfenberg gab auch seine ersten Schritte zum Weinfachmann zum Besten. So musste er im Weinberg an einem Stein lecken, um die Besonderheit vieler fränkischer Weine – Muschelkalkboden und Mineralität – zu würdigen.

Gute Weine, spritziger, fruchtiger Sekt mit dem schönen Namen „Evchen“ und beste Unterhaltung – für die „Weinschüler“ ein stimmungsvoller Abend. Auch wenn Scharfenberg durchaus die Begrenztheit seiner Weinpädagogik erkannte: „Ab dem vierten Glas wird es schwieriger, mir zuzuhören“.

Thomas Pregl

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