
Gertrud Turban war bis zu ihrem Tod im Jahre 2022 die älteste aktive Künstlerin Bambergs. Zur Erinnerung werden ihre Bilder in der Villa Dessauer vom 10. Oktober bis 23. November zu sehen sein. Eine Hommage an die an der Kunstakademie in München ausgebildete Malerin, die bis ins hohe Alter mit Leidenschaft und unstillbarer Neugier ausgestattet war. Und mit einer guten Portion charmanten, spontanen Witz. So verwandelte sie mal die Soßenreste auf ihrem Teller zu einem Frauen-Porträt.
Die freischaffende, quirlige Künstlerin setzte in vielen Werken auf religiöse Themen, expressive kantige Figuren und Blumenmotive. Meist verwendete sie dabei die eher seltene Wachskreide-Maltechnik und schuf so sehr persönliche, emotionale und eigenständige Werke. Künstlerische Spuren hinterließ sie vor allem in Bayern – in München im Maximilianum und in Bamberg mit Freskenmalereien in der St. Urban-Kirche.
Manchmal sind es gerade die zunächst so unscheinbaren Geschichten, die zur Geschichte werden. Nacheinem Essen in „Helmut´s Hofschänke“ auf Gut Leimershof zauberte sie im Sommer 2019 spontan mit Soßenresten auf ihrem Teller das Gesicht einer jungen, neugierig auf Messer und Gabel schauenden Frau. Kultwirt Helmut, selbst für Kunst und Kuriositäten in seiner Gaststätte stets offen, erkannte sofort das Potential des Soßen-Bildes, fotografierte es und hielt die vergängliche Tunken-Kunst im Andy Warhol-Stil in vielen Farben fest. Und so entstand in der „Fränkischen Nacht“ ein „Porträt mit Soß´“ über die kreative Bambergin.
Im September wäre Gertrud Turban 100 Jahre alt geworden. Im Rahmen der diesjährigen Ausstellung“Mehr und Weniger” des Berufsverbands der Bildenden Künstler Oberfranken (BBK), dem die Bamberger Künstlerin jahrzehntelang als aktives Mitglied angehörte, wird eine Auswahl der Landschaftsgemälde und ihr einziges Selbstbildnis gezeigt.
Die Ausstellung in der Villa Dessauer ist vom 10. Oktober bis 23. November zu sehen, jeweils von Donnerstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr.
Thomas Pregl