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Breitengüßbach. Fast 1000 Jahre dauerte das Mittelalter – die Epoche zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert wird oft als die dunkle Zeit beschrieben. Dass diese lange Spanne aber auch von Lebenslust, Bierdurst, Tanz, handwerklichen Künsten und Gaukelei bestimmt wurde, davon konnten sich ganze Heerscharen aus Nah und Fern beim inzwischen schon „9. Mittelalter Spektakel“ auf Gut Leimershof bei Breitengüßbach am vergangenen Wochenende überzeugen.
Die wochenlangen Planungen des siebenköpfigen Organisationsteam sollten sich auszahlen: In zahlreichen Zelten schliefen, wohnten, kochten und feierten Ritter, Burgfräuleins, Mägde, Knechte, Knappen und Mönche inklusive Nachwuchs einträchtig drei Tage lang. Händlerinnen und Händler priesen mit lauter Stimme Mandeln, Metwein, Wikinger Blut, selbst hergestellte Seifen und Kerzen, Stoffe, Kleider, über glühenden Kohlen gestählte Messer, geheimnisvolle Kräuter, getöpferte Waren und Bratpfannen – „Kartenzahlung möglich“.
Bänkelsänger erfreuten die Mittelalterfans mit Liebesliedern und alten Weisen, unweit des „Ordens der klöppelnden Nonnen“ wurden „Jungfernkränze“ verkauft, deren Sinn sich nicht jedem der Jetzzeitmenschen erschloss. Am Samstagabend zog eine große Feuerschau alle in ihren Bann. Zur Sache ging es dann am Sonntagnachmittag, als Ritter in Vollmontur bei sommerlichen Temperaturen mit Axt, Schwert und Morgenstern kräftig aufeinander einschlugen. Mancher Kämpfer ging wie vom Schlag getroffen zu Boden und strampelte, sofern er sich noch bewegen konnten, wie eine Schildkröte auf dem Rücken um Hilfe.
Kultwirt Helmut Kann, für „Schmaus und Trank“ zuständig, mischte sich immer wieder unters Mittelaltervolk. Der Pranger mit anschließender Exekution mittels Axt blieb ihm erspart. Die Erleichterung nach drei Tagen gelungenem Spektakel war ihm (und seinen Stimmbändern) deutlich anzumerken: „Das ist doch ein supergeiles Gefühl, wenn so viele leicht verrückte Menschen friedlich und fröhlich ihrem Spleen nachgehen!“
Thomas Pregl
