
Breitengüßbach. Fast 1 000 Jahre dauerte das Mittelalter – auf Gut Leimershof war das Mittelalter-Spektakel wie in einem Zeitraffer nach zwei Tagen vorbei. Hunderte Heerscharen an Schaustellern, Händlern, Besuchern und trefflich gekleideten Enthusiasten, die ihre Zelte und Schlafstätten schon zwei Tage vorher errichtet hatten, machten das Gelände am Wochenende vom 6. bis 7. September zum Eldorado für alle Mittelalter-Fans. Und das bereits zum 13. Mal.
Gerstensaft, Tee, Wundertrank, Wiskey-Met oder Honigweine lockten in mittelalterlichen Schenken, Lauben und Zelten zu einem fröhlichen Anstoßen an. Auch ein moderner Aperol Spritz, braune Brausegetränke oder ein Bier ohne Promille-Schuss wurde von dem einen oder anderen liebreizenden Burgfräulein oder strammen Ritter in Vollmontur nicht verschmäht.
Die intensiven Planungen des Organisationteams zahlten sich aus: In vielen Zelten schliefen, wohnten, kochten und feierten Hofdamen, Mägde, Knechte, Knappen, Bauern und Mönche inklusive Nachwuchs einträchtig drei Tage lang zusammen. Händlerinnen und Händler priesen mit lauter Stimme Mandeln, Wikinger Blut, selbst hergestellte Seifen und Kerzen, Holzschuhe, Kunsthandwerk, Stoffe, Kleider, über glühenden Kohlen gestählte Messer, geheimnisvolle Kräuter, getrocknete Früchte, getöpferte Waren und Bratpfannen. Vor der Kapelle wurden „Jungfernkränze“ verkauft – ein dezenter Hinweis, dass auch die Keuschheit im turbulenten Mittelalter nicht zu kurz kommen sollte.
Kinder wurden bunt bemalt, durften mit der Kutsche fahren oder an einem Eis schlecken. Menschen, die nichts wussten, wie es nun weitergeht, ließen sich die Zukunft vorhersagen. Raubvögel warfen ihre herrischen Blicke in die Menge. Bänkelsänger erfreuten die Mittelalterfans mit Liebesliedern und alten Weisen, die Band „Feuerwulf“ ließ mit Mittelalter-Rock ordentlich die Funken sprühen.
Das taten auch die Akteure der großen Feuershow und die Kämpfer, die am Sonntagnachmittag kräftig mit Axt, Schwert und Morgenstern mehr oder wenig freundlich, aber zur besten Unterhaltung aller, aufeinander einschlugen. Seinen Majestät, Kultwirt Helmut Kann, wurde von den einziehenden Akteuren immer wieder mit einem mehr als hundertfachen „Helmut“ geehrt. Aus den Boxen erklang der von der KI kreierte Leimershof-Song. Und nach Tage des Vollgasgebens herrschte auch bei den zahlreichen Bediensteten seiner Majestät Freude über die gelungenen Tage. Völlig losgelöst vom Stress war auch Helmut: „Petrus war uns hold, es waren alle zufrieden, auch ich. Es gab Besucher, die hunderte Kilometer Anreise in Kauf genommen haben. Top, top, top – ich habe euch alle lieb!“
Thomas Pregl