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Alles hat ein Ende: Nie mehr Veggie-Wurst an der Front (Kolumne FN November 2025)

Kolumne "Das letzte Wort"
Arnd Rühlmann

Lassen Sie mich mal eine für echte Franken und Fränkinnen vermutlich ketzerische Frage stellen: Kann bzw. darf man ein Essen ohne Fleisch überhaupt Mahlzeit nennen?
Kürzlich hat ja das EU-Parlament hat dafür gestimmt, Begriffe wie „Wurst“ und „Schnitzel“ für vegetarische oder vegane Ersatzprodukte zu verbieten. Die Durchschnittsdeutschen finden das kolossal albern, Verbraucherschützer und Handelsunternehmen kritisieren das geplante Verbot scharf, aber die Tierleichen-Lobbyisten halten die Verbraucher:innen anscheinend für sehr, sehr dumm (oder analphabetisch?) und beklagen „ein echtes Verwechslungsrisiko“.
Dabei haben die Hersteller eigentlich immer sehr deutlich auf die Packungen geschrieben, dass es sich eben nicht um Fleischprodukte handelt. Denn – ob die Herrschaften in Brüssel sich das vorstellen können oder nicht – die Menschen, die gerne mal einen leckeren Seitan-Burger oder feine Soja-Salami essen, fänden es wahrscheinlich sehr viel unangenehmer, versehentlich in ein Stück Tier zu beißen als umgekehrt.

Unser Bundeskanzler, bekannt für deftige Meinungsäußerungen, findet ebenfalls, dass Fleischersatzprodukte nicht ins Stadtbild passen: „Eine Wurst ist eine Wurst. Wurst ist nicht vegan.“ Man hätte vielleicht das Weltbild von Fritze Merz erschüttern können, hätte man ihn darauf hingewiesen, dass schon im 19. Jahrhundert Soldaten an der Front mit der sogenannten „Erbswurst“ verpflegt wurden, die bis 2018 auch einfach so ohne Warnhinweis für Doofe im Supermarkt erhältlich war. Hat aber offenbar niemand gemacht. (Übrigens ist auch die „Bettwurst“ – ein längliches Kissen – nach wie vor beliebt, obwohl in den meisten Fällen 100% vegan.)

Die Verbotspartei CSU ist natürlich auch für die Benennungsbeschränkung. Will man doch auf keinen Fall riskieren, dass unser Ministerpräsident, dessen politische Kompetenz sich schon seit längerem auf den öffentlichen Fleischverzehr zu beschränken scheint, bei einem schrecklichen Ernährungsunfall irrtümlicherweise auf etwas Pflanzlichem herumkaut. Kein Wunder also, dass Markus Söder als erklärter Feind von „Sprachpolizei“ und „Wortverboten“ sich begeistert von der Zensur des „Veggie-Schnitzels“ zeigt.

Nun gibt es im EU-Parlament aber auch einen Antrag, Kinder durch die Einführung eines Mindestalters bei der Nutzung sozialer Medien wie TikTok oder Instagram zu schützen. Eine nachvollziehbare Idee, da Internetsucht und Online-Mobbing immer mehr zum Problem werden, und sich außerdem, die früher verniedlichend „Schokoladeonkel“ genannten Triebtäter hauptsächlich in sozialen Netzen und auf Kinder-Spieleplattformen wie „Roblox“ tummeln. Dem steht unser Minipräsi allerdings entschieden ablehnend gegenüber. Schließlich sollte man nie zu jung sein, seinem Staatsoberhaupt beim engagierten Wurstvertilgen (aus echtem Fleisch) zuzugucken.

Arnd Rühlmann

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