
Der Oktober kommt im Kalender schon sehr prätentiös daher. Der Volksmund preist ihn als „golden“ und protzt damit, dass er „auch noch schöne Tage“ hätte. Dabei erkennt man ihn hauptsächlich daran, dass das grüne Zeug von den Bäumen auf einmal braun und matschig auf dem Gehsteig liegt und alles plötzlich nach Kürbis schmeckt. Was aber kaum jemand ahnt ist, dass dieser Monat ein Füllhorn von merkwürdigen und kuriosen Feiertagen zu bieten hat, das kaum Wünsche offenlässt.
Schon am 01.10. kann man sich kaum entscheiden, was man nun feiern soll: Den „internationalen Tag der Ballonkünstler“, den „Ehrentag der Waschbären“, den „Tag des Kaffees“ oder den „Weltvegetariertag“? Der „Welttag des Lächelns“ am 03. Oktober klingt für echte Franken sicher befremdlich, aber man kann’s ja mal versuchen, wenn man über den Antikmarkt schlendert.
Glückliche Menschen sind am 04. in Schweden, wenn dort der „Tag der Zimtschnecke“ begangen wird, und erfreuen sich am 05.10. am „Welt-Seifenblasen-Tag“. In den USA hingegen ist dies der „Glühbirnen-Austausch-Tag“ – bestimmt auch erfreulich, besonders wenn man vorher lange im Dunkeln sitzen musste.
Dass der 07. Oktober in Deutschland zugleich „Tag des Mineralwassers“ und „bundesweiter Tag des Morgenmuffels“ ist, finde ich persönlich besonders passend, weil ich am Abend vorher Geburtstag feiere.
Wer gerne Musiker:innen berührt, dem empfehle ich am 10.10. den „Umarme-einen-Schlagzeuger-Tag“; am 11. gibt es dann folgerichtig den „Universellen Tag der Musik“, der auch gleichzeitig „Tag der Musikkassetten-Händler“ ist. (Nicht zu verwechseln mit dem „Tag des CD-Players“ am 01. und dem „Tag des iPod“ am 23. Oktober.) Am 12. ist es wohl vorbei mit der Harmonie, dies ist der „Internationale Tag der Frustrationsschreie“.
Dass am 15.10. der deutsche „Tag des Schornsteinfegers“ und der „Welttag des Händewaschens“ zusammenfallen, ergibt Sinn. Dass auf den „Gin-Tonic-Tag“ und internationalen „Gib-Deinem-Fahrrad-einen-Namen-Tag“ am 19.10. direkt der „Tag der Gehirnerschütterung“ und der „bundesweite Tag des Grabsteins“ am 20.10. folgt, ist hoffentlich Zufall.
Kommentarschreiber:innen im Internet freuen sich bestimmt auf den INTERNATIONAL CAPS LOCK DAY am 22., und am 25. schlemmen wir beim „Weltpastatag“, der auch „Tag der Pizzabäcker“ ist.
Beim bundesweiten „Mit-Absicht-Geld-verlieren-Tag“ am 27.10. geht es übrigens nicht darum, Jens Spahn oder Andi Scheuer zu huldigen, sondern darum, zufälligen Findern eine Freude zu machen. Wer da nicht mitmachen will, dem gefällt vielleicht der „Tag des Kinnkraulens“ am 30. besser. (In den USA ist das der „Tag des verfluchten Kühlschranks“.) Definitiv ausprobieren will ich heuer am 31.10. den „Steigere-Deine-übersinnlichen-Fähigkeiten-Tag“. Mal sehen, vielleicht schicke ich Ihnen ja die nächste Kolumne telepathisch?
Arnd Rühlmann