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Alles neu? – die Bamberger Kurzfilmtage als digitales Festival vom 08. bis 28. März

Veranstaltungstipps
Reiter mit abgetrenntem Kopf (Quelle: 31. Bamberger Kurzfilmtage, Stephan Obel)

Erstmals finden die Bamberger Kurzfilmtage online statt und das auch noch in Überlänge. Vom 08. bis 28. März läuft die digitale Edition der 31. Ausgabe des ältesten Kurzfilmfestivals Bayern. Viel Umdenken und viel Arbeit waren nötig, um aus der Lockdown-Not eine Tugend zu machen.

In Woche eins präsentieren die Kurzfilmtage Dokus von Nepal bis Franken und in der zweiten Woche geht es mit Spielfilmen, Animationen und einem Kinderkurzfilmprogramm weiter. Abgerundet wird alles in Woche drei mit Thrillern, persönlichen Einblicken in die Lieblingsfilme der Teammitglieder und weiteren Specials. Im Zentrum steht wie jedes Jahr der Wettbewerb um den „Bamberger Reiter“, handgefertigt vom Bildhauer Adelbert Heil, in den Kategorien Spielfilm, Dokumentarfilm, Animations- und Experimentalfilm, Kinderfilm und Regionalfilm. Wer die Trophäe für den Publikumspreis mit nach Hause nehmen darf, entscheiden die Zuschauer dieses Jahr in einem Online-Voting. Möge der Beste gewinnen.

Kino zum anfassen
Und weil 1en und 0en für das Festivalgefühl nicht reichen, sind die drei Wochen gleichzeitig der Startschuss für das Projekt „Digitale Zwischenwelten“: Während die Kinos noch geschlossen sind, bringen Kurzfilmtage ihre Filme kurzerhand in die Stadt. Mit unterschiedlichen Installationen und Events bis in den Herbst hinein werden die Straßen immer wieder zu Lichtspielorten. Im März werden aus dem Rathaus heraus ausgewählte Kurzfilme ins Zentrum der Stadt projiziert, während Schaufenster zu Leinwänden werden. Das Projekt Digitale Zwischenwelten wird im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes entwickelt, und gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm „Neustart Kultur“. Obendrein wird ein Popcorntaxi durch die Stadt fahren und ein eigens von der Familienbrauerei „Spezial“ gebrautes Festivalbier geliefert.

Das Studio: Interviews, Live-Gespräche und selbstproduzierte Videoinhalte
Auch im Netz bekommt das Publikum die Möglichkeit, hinter die Kulissen der verschiedenen Filmproduktionen zu schauen. Das Festivalteam dreht und produziert dieses Jahr in einem selbstaufgebauten Studio sowie unterwegs quer durch die Republik, neue Video- und Live-Formate, die online gestreamt und in der Stadt präsentiert werden. Ob eigene Fragen an die Filmemacher beim „Filmplausch“ oder bei tiefergehenden Gesprächen im Expertentalk, das Publikum ist auf bambergerkurzfilmtage.de live dabei. Zudem bieten Minivideos für Socialmedia, wie „Kurz erklärt“ und „Sag doch mal…“ Inhalt, der wirklich Inhalt ist. Höchste Zeit den Bamberger Kurzfilmtagen auf Instagram (@bambergerkurzfilmtage), Facebook und Youtube zu folgen.

Altbewährt: Der künstlerische Pate Dieter Wieland
Neu ist nicht immer gut. Und darum gibt es auch weiterhin die Institution des künstlerischen Paten. Eine besondere Freude ist es, dieses Jahr den deutschen Dokumentarfilmer und Autor, Dieter Wieland in eben dieser Rolle als Teil der Kurzfilmtage präsentieren zu dürfen. Ganz allein lernte er als Kind auf dem gotischen Turm der Martinskirche in Landshut das Sehen. Er lernte genau hinzuschauen und den Kosmos aus Landschaft und Stadt zu lesen und er lernte ihre Schönheit zu schätzen. Als junger Mann verwarf er den Plan seiner Mutter, Architektur in den USA zu studieren. Nach seinem Studium der bayrischen Landesgeschichte, Kunstgeschichte und neueren Geschichte und einem längeren Aufenthalt in Nepal, begann er Mitte der 1960iger Jahre beim Bayrischen Rundfunk als freier Mitarbeiter. 1972 startete er hier in der Sendereihe „Unter unserem Himmel“ mit seiner eigenen Dokumentarfilmreihe „Topographie“, die er über vier Jahrzehnte und knapp 150 Filme fortführte. Dabei entstanden Klassiker wie „Grün kaputt“ und „Unser Dorf soll häßlich werden“, welche die bundesdeutsche Fernsehlandschaft prägten. Statt neue, glänzende Hochhäuser zu entwerfen, wurde Wieland zum Beschützer alter Architektur mit Patina, zum Mahner der Hybris der Moderne gegenüber dem Schaffen früherer Generationen.

Sein präziser Blick kennt keine unwichtigen Details. Alles lohnt einer genauen Betrachtung. Warum sind manche Türen einladend und andere nicht? Warum sieht man manchen Zäunen schon von Weitem ihre Funktion der Abgrenzung an, während andere leicht und einladend wirken? Warum sind manche Dinge schön und andere nicht? Die Auseinandersetzung mit dieser Frage zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk. Mit Souveränität und Wortgewalt setzt er in seinen Filmen dem Schönen ein Denkmal und demonstriert dessen Wert für uns. Er durchbricht den Beton in unseren Köpfen, damit wir den Unnötigen vor unseren Augen zerbrechen.

Weitere Infos unter bambergerkurzfilmtage.de

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